Meine persönliche Hashimoto Reise
Von der Ohnmacht zur Selbstfürsorge
Ein stiller Beginn
Mit 17 Jahren begann ich, jedes Jahr an Gewicht zuzunehmen.
Mit 30 hatte ich mein Höchstgewicht erreicht – und fühlte mich sehr unwohl in meinem Körper.
Zahlreiche Untersuchungen folgten – auch bei einem Endokrinologen. Dieser meinte, meine Schilddrüse sei zu klein für mein Körpergewicht. Außerdem zeigten sich weitere hormonelle Ungleichgewichte.
Damals wusste ich noch nicht, dass die Grösse der Schilddrüse nicht mit dem Körpergewicht zusammenhängt.
Befund im Jahr 2011: Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion). Eine scheinbar geeignete Behandlung wurde begonnen und ich erhielt mehrere Medikamente und stellte meine Ernährung komplett um – zusätzlich konnte ich mit höchster Disziplin und Ausdauer, 55 Kilo abnehmen.
Mit 32 hatte ich fast Normalgewicht.
Im Jahr 2013: Mein Endokrinologe meinte dann, ich bräuchte keine Schilddrüsenmedikamente mehr.
Aus heutiger Sicht war das ein fataler Fehler.
Der Ausbruch
Etwa drei Jahre später – nach einer tiefen seelischen Verletzung – brach die Krankheit Hashimoto Thyreoiditis bei mir dann heftig aus, was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste.
Ich arbeitete zu dieser Zeit 100 % als Fachfrau Hauswirtschaft und Berufsbildnerin in einem Alterszentrum.
Was ich ebenfalls erwähnen will: Meine Familie – Mutter, Vater und Geschwister – sind ebenfalls von Hashimoto betroffen.
Meine zunehmend lebenseinschränkenden Symptome im Jahr 2016
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass das Entzündungsschübe der Schilddrüse waren.
Es begann mit Lymphknotenschwellungen am ganzen Hals – anfangs schmerzfrei kommend und gehend- anschliessend dauerhaft geschwollen und schmerzhaft.
Hinzu kamen:
Schmerzen am Hinterkopf und Nackenbereich
Muskelschmerzen
Starkes Grippegefühl mit häufigeren Fieberschüben
Extreme Erschöpfung und Kraftlosigkeit
Anfangs kamen die Symptome in Wellen – doch bald blieben sie permanent, von morgens bis abends.
Der Schlaf war meine einzige Erlösung, weil ich nichts spürte.
Dazu kamen
Gewichtszunahme
Blähbauch und Verdauungsprobleme
Heiserkeit, räuspern und Klossgefühl im Hals
Meine Hausärztin führte viele Bluttests durch – doch es fand sich nichts Auffälliges.
Ich konnte einfach nicht fassen, dass die Hausärztin nach jeder Blutanalyse sagte, sie könne nichts finden, obwohl ich mich schwer krank fühlte.

Die Suche nach Antworten
Nach ca. 3 Monaten dauerhaft geschwollen Lymphknoten am Hals, wurde mir gesagt, dass diese entzündlich verändert waren.
Ein Spezialist konnte Krebs ausschließen – natürlich eine große Erleichterung.
Immer noch fühlte ich mich schwer krank, kraftlos und erschöpft. In meinem Körper fühlte ich mich wie im Gefängnis. Ich fühlte mich sehr einsam und alleine damit, traurig und zeitweise wütend.
Hinterher fragte ich mich oft, wie ich meinen Arbeitsalltag überhaupt noch meistern konnte.
Meine Lebensfreude war weg und das Leben war ein einziger Kampf.
Ich fühlte mich isoliert und verzweifelt.
Meine ältere Schwester motivierte mich, mit ihr zu ihrer Schilddrüsenärztin nach Deutschland zu fahren, weil sie eine Schilddrüsenerkrankung vermutete.
Obwohl ich am Ende meiner Kräfte war, sagte ich ja.
Im Jahr 2016 endlich die Diagnose
Die Ärztin bat mich, alle meine Schilddrüsenwerte zu der Untersuchung mitzubringen.
Sie hörte mir aufmerksam zu und machte einen Ultraschall meiner Schilddrüse.
Zum ersten Mal fühlte ich mich wirklich gesehen, gehört und wirklich ernst genommen.
Ihr Fazit war klar – und schockierend:
Die Schilddrüse war hoch entzündet und stark geschrumpft.
Nur noch etwa ein Achtel des normalen Volumens war erhalten.
Die Diagnose lautete: Hashimoto Thyreoiditis.
Beginn mit Schilddrüsenhormonen.
Der erste Lichtblick
Am dritten Tag der Hormonbehandlung geschah das Unglaubliche:
Zum ersten Mal seit vier Monaten fühlte ich mich gesund.
Alle Symptome waren verschwunden.
Ich war überglücklich, erleichtert – und fühlte mich wie neu geboren.
Die Einstellung der Schilddrüsenhormone dauerte Wochen, verbunden mit up and downs.
Doch sobald meine persönliche Dosierung gefunden war, stabilisierte sich mein Zustand.
👉 Für etwa zwei Jahre ging es mir meistens gut.
Der Rückschlag
Plötzlich litt ich wieder unter heftigen Schüben.
Die Medikamenteneinstellung brachte nicht mehr den gewünschten Erfolg– Die anfangs beschriebenen Symptome, waren wieder voll da und blieben erneut permanent den ganzen Tag. Nur nachts als ich schlief, spürte ich nichts.
Ich hielt es kaum noch aus – und ich gab mein Bestes, damit ich mich physisch und psychisch besser fühlte.
Erst rückwirkend ist mir aufgefallen, dass ich mich körperlich, geistig und seelisch vernachlässigte.
Ein tiefes Verständnis und eine bewusste Auseinandersetzung mit diesen drei Ebenen sind sehr wichtig und das wurde mir erst später klar.
Die Entscheidung zur OP
Ich wollte die Krankheit nicht akzeptieren- im Gegenteil, ich lehnte mich regelrecht gegen sie auf und wollte nicht s mit ihr zu tun haben und wollte meine Schilddrüse einfach nur noch loswerden. So kam der Rat meiner Schilddrüsenärztin gerade recht: die restliche Schilddrüse entfernen zu lassen.
Sie sagte, die Erfolgschancen stünden gut, dass es mir anschliessend besser gehen würde.
Im Dezember 2020 entschied ich mich zur Schilddrüsenentfernung.
Die Kehrtwende
Anfangs brachte die Schildddrüsen-Entfernung nur geringen Erfolg und ich fühlte mich trotzdem oft krank und hatte keine Lebensfreude. So begann ich ergänzend mit alternativen Heilmethoden, stellte meine Ernährung teilweise um und informierte mich intensiv über Hashimoto. Ich setze mich stark mit mir selbst auseinander und begann mir und meinem Körper, Ruhe zu schenken.
Ich stellte schockiert fest, dass ich nicht nur meine Krankheit ablehnte, sondern auch mich selbst. Mit beiden wollte ich nicht s zu tun haben.
So wunderte es mich rückwirkend nicht, dass mein Körper rebellierte und mich zwang endlich hinzusehen- liebevoll, achtsam und wohlwollend.
So begann ich schrittweise, die Verantwortung für meinen Körper und meine Psyche selbst zu übernehmen.


Mein Dank
Von Herzen danke ich:
Ohne diese sechs wundervollen Menschen wüsste ich nicht, wo ich heute stehen würde.
